Hilfe zur Selbsthilfe – Wann Helfen nicht mehr hilft
Helfen ist etwas Wunderbares. Es zeigt Mitgefühl, Verbundenheit und Verantwortung. Doch was passiert, wenn Hilfe nicht mehr Hilfe ist, sondern zur Last wird – für uns selbst oder für denjenigen, den wir unterstützen?
Viele von uns kennen das: Wir helfen gerne, springen ein, unterstützen, wo wir können. Doch irgendwann merken wir, dass sich nichts ändert. Der andere fragt immer wieder um Hilfe, kommt nicht alleine weiter – und wir spüren, dass unsere Energie schwindet.
Wann wird aus Hilfe also eine Falle? Und wie können wir helfen, ohne uns selbst zu verlieren?
Hör dir dazu die passende Episode in meinem Podcast an:
Helfen oder Helfersyndrom? Wo liegt die Grenze?
Es gibt eine feine Linie zwischen echtem Unterstützen und einer ungesunden Dynamik, in der Hilfsbedürftige abhängig werden und Helfende sich selbst verlieren.
Schulz von Thun nennt das einen Teufelskreis:
„Du bist mir ja ein schöner Helfer! Ich habe das gemacht, was du gesagt hast, und nun sieh mal, was daraus geworden ist!“
Das Ergebnis? Frust auf beiden Seiten. Und im schlimmsten Fall führt es zu gesundheitlichen Belastungen, Erschöpfung oder sogar Konflikten mit Freunden, Familie oder Kollegen.
Wann ist also der richtige Zeitpunkt, Grenzen zu setzen?
Wie viel kann und will ich geben, ohne mich selbst zu verlieren?
Wo helfe ich wirklich – und wo nehme ich dem anderen die Möglichkeit, selbst zu wachsen?
Wann ist es an der Zeit, „Nein“ zu sagen?
Selbstschutz geht vor: Grenzen setzen ohne Schuldgefühle
Manchmal braucht es ein klares Nein, um sich selbst zu schützen – aber das heißt nicht, dass wir unfreundlich oder abweisend sein müssen. Es geht darum, ehrlich und wertschätzend zu kommunizieren.
Hier ein paar Möglichkeiten, wie du deine Grenzen freundlich, aber bestimmt setzen kannst:
"Ich kann heute nicht helfen, aber wir können gerne einen anderen Zeitpunkt finden." oder „Ich kann heute nicht helfen, aber wir finden bestimmt eine andere Lösung.“
"Ich merke, dass mich das gerade zu sehr belastet – ich brauche etwas Zeit für mich." oder „Gerade schaffe ich das nicht, aber ich denke gerne mit dir darüber nach, wie du es selbst angehen kannst.“
"Ich begleite dich gerne ein Stück auf dem Weg, aber den ersten Schritt musst du selbst machen."
Hilfe zur Selbsthilfe: Andere bestärken, statt sie abhängig zu machen
Wer langfristig wachsen soll, muss selbst Lösungen finden und Entscheidungen treffen. Statt direkt Lösungen zu liefern, können wir ermutigen, begleiten und gezielt Impulse geben.
Solche Fragen helfen, dass Menschen selbst aktiv werden, statt auf fertige Lösungen zu warten.
Praktische Fragen, die helfen, ohne abhängig zu machen:
„Was hast du schon ausprobiert?“
„Welche Ideen hast du, um das Problem selbst zu lösen?“
„Was brauchst du wirklich – Unterstützung oder einfach nur eine Bestätigung?“
Fazit: Helfen mit Augenmaß
Hilfe ist wertvoll. Doch sie ist am wertvollsten, wenn sie nicht zur Abhängigkeit führt. Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet, anderen die Fähigkeit zu geben, selbst zu wachsen – mit unseren Impulsen, aber ohne unsere ständige Unterstützung.