Was moderne Unternehmen von Supertankern lernen können
Steigende emotionale Bindung von Mitarbeitern steigert nicht automatisch die Effizienz
Was moderne Unternehmen von Supertankern lernen können
Steigende emotionale Bindung von Mitarbeitern steigert nicht automatisch die Effizienz. Es gibt genügend Betriebe, die im Bereich Gesundheitsmanagement UND Effizienz die Nase vorn haben. Warum ist das so? Ein Vergleich mit großen Supertankern.
Geht gesund UND effizient?
Es gibt genügend Betriebe, die anders unterwegs sind und dadurch nicht nur mehr Umsatz einfahren, sondern auch im Bereich Gesundheitsmanagement und Effizienz die Nase vorn haben. Einbeziehung der Mitarbeiter und Führung kraft Person sind nicht wirklich neue Rufe. Gelebt werden sie leider nicht überall.
Die jährlich erscheinende Gallup-Studie des Forschungsunternehmens Gallup spricht für sich. Ebenso zeigt sie auf, dass die steigende emotionale Bindung der Menschen an „ihre“ Betriebe nicht zwangsläufig auch das Engagement steigert.
Wirklich engagierte Mitarbeiter: Nur 15 Prozent
Was hat das nun mit den Supertankern zu tun?
[http://www.ingenieur.de/Branchen/Schiffbau-Meerestechnik/Frisierte-Supertanker
Zitat aus diesem Artikel: Bei genauerem Hinsehen wirkt das Modell eher missraten. Asymmetrisch, in sich krumm mit einem Versatz auf halber Höhe. Diese seltsame Form ist das Ergebnis intensiver Forschung und Entwicklung. Und sie ist Teil einer Lösung..
Auf Deutsch: „Man kann auch in Schönheit untergehen“ oder „Auf den ersten Blick sieht es nicht elegant aus, aber es funktioniert!“
Lassen Sie uns Tanker bauen
Alles, was Sie brauchen ist bereits vorhanden. Ihr Unternehmen hat Struktur, Erfahrung, tolle Mitarbeiter, Führungskräfte mit Engagement, selbstverständlich Kunden und Produkte mit Zukunft. Dann müsste es doch passen oder nicht? Effizienz wispert das kleine Stimmchen der Struktur. Mitarbeiter kommen wegen der Arbeit in den Betrieb und gehen oftmals wegen dem Chef.
Viele Chefs meinen es gut, das spreche ich ihnen gar nicht ab. Ich habe nicht wenige kennengelernt, die ich für absolut top halte und die als Menschen wirklich toll sind, die aber im Bereich Führung und Kommunikation elementare Fehler machen. Es sind oft Kleinigkeiten, wie die Übernahme von Aufgaben, die aber Sache des Mitarbeiters sind. Der Chef ist gerade in der Produktion unterwegs und nimmt auf Zuruf Probleme mit in seine Abteilung. Alles gut und richtig, die Lösung dann zu suchen, wenn das Problem anfällt. Aber! Das Dreieck ist eröffnet. Problemgeber – Chef – Mitarbeiter der eigenen Abteilung.
Wer glaubt ernsthaft, dass der Mitarbeiter jetzt das Problem hundertprozentig erfasst?
Es muss nachgefragt werden, Fehlerprotokolle müssen angefordert werden, der Chef will Lösungen und nicht der Problemgeber direkt. Das kostet nicht nur Zeit, sondern birgt eine Menge Fehlerquellen. Zeit ist dabei allerdings der entscheidende Faktor, zusammengerechnet auf die Woche geht hier viel Zeit weg, die dringend für andere Aufgaben gebraucht wird. Trotz Engagement auf allen Seiten braucht dieser Supertanker „normale Tagesaufgabe“ plötzlich sehr viel mehr Zeit und Energie – und niemand ahnt, warum das so ist.
Bremsen oder Ruder herum?
Wussten Sie, dass eine Bestimmung der internationalen Schifffahrtsorganisation erklärt, dass wenn der Gashebel eines Tankers (Maschinentelegraf) von voll voraus auf voll zurück gestellt wird, das Schiff innerhalb von 15 Schiffslängen zum Stehen kommen muss? Das sind nicht wie oft verbreitet, viele Kilometer, aber bei einer Schiffslänge von 380 m… Der erste Supertanker kam noch auf schlappe 97 m. Fortschritt, größer und schneller sind die Prämissen der modernen Unternehmensführung. Und nein, ich sage nicht, dass das ein Fehler ist, ich bin selbst Unternehmerin. Es erfordert nur andere Denkprozesse – und längere Bremswege, bei sehr großen Schiffen bis zu 20 Schifflängen als Ausnahmegenehmigung durch die Behörde, das sind maximal 6 Kilometer. Solche kompletten Anhaltemanöver kommen in Unternehmen glücklicherweise nicht so oft vor.
Was macht der Tanker, wenn plötzlich ein Hindernis auftaucht, Eisberg voraus! Sie und Ihr Betrieb haben eine weitere Firma gekauft und stehen vor ungeplanten Hindernissen. Ein Kunde, der den entwickelten Prototypen bereits in der Erprobung hatte, hat plötzlich Veränderungswünsche, die das Projekt über den Haufen werfen und rasch reagiert werden muss. Es kommt ein ungeplanter Zusatzauftrag herein, gut für die Umsätze, schlecht für den Ablauf.
Die Besatzung des Schiffs wirft in solchen Fällen das Ruder herum! Der Wendekreis eine Tankers liegt bei maximal fünf Schiffslängen. Für die Betriebsleitung heisst es also klare Ansage, Projekte verlagern, Tagesgeschäft möglicherweise zurückstellen, auf jeden Fall eingreifen und steuern.
Authentizität ist mehr als ein Wort
Mitarbeiter kommen mit klaren Ansagen durch die Geschäftsleitung in schwierigen Situationen sehr gut zurecht. Das Steuern und Managen ist Aufgabe der Führungsriege. Das heisst nicht, dass im Alltag und bei kleineren Problemstellungen ständig eingegriffen werden soll. Ganz im Gegenteil. Meiner Ansicht nach wird oft zu viel gemacht mit viel guter Absicht.
Ständige Veränderungen bringen Mitarbeiter an den Rand der Leistungsfähigkeit und demotivieren
Motivation wieder aufzubauen ist deutlich schwieriger als Motivation zu erhalten. Das ist dann der wahre Bremsweg. Bis die Motivation wieder da ist, wo sie sie haben wollen, dauert es, bevor sie im Hafen anlanden und die Ware und die Ernte einfahren können. Es ist ein langer Prozess.
Effizienz bleibt das vorherrschende Wort, Agilität, Beweglichkeit, Mitdenken und Engagement gehören zum Paket. Übertragen Sie Verantwortung an Mitarbeiter, klar umrissen und abgestimmt auf das Können und Vermögen der Kollegen.
Verantwortung und Freiheit gehören unabdingbar zusammen
Wer Freiheit(en) haben möchte, hat auch Verantwortung und umgekehrt. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter frei in einem klaren Rahmen. Vom Tanker kann ja auch keiner runter, aber Mitdenken, Kreativität, Verbesserungen und Motivation sind nicht an reale Grenzen gebunden.
Ich weiß, dass das viel mit Vertrauen zu tun hat und es sich in der Praxis Ungeduld einschleicht. Ich versichere Ihnen, dass der Weg sich lohnt. Und vielleicht hilft Ihnen das hier dabei weiter: Die Persönlichkeit eines Menschen wirkt um ein Vielfaches mehr als die Anwendung auch gut gelernter Führungstechniken. Klar ausgedrückter und stimmiger Ärger, der authentisch geäußert wird (konstruktiv und in einer sauberen Haltung) kommt an. Freude, die echt ausgedrückt wird, ebenso und um ein vielfaches mehr. Verhalten und Handlungen können beschrieben werden und Konsequenzen daraus gezogen werden. Ein Mitarbeiter, der sich klein gemacht sieht oder sich denkt, dass sein Chef nicht führen kann, wird alles hören nur nicht das Feedback. Die Persönlichkeit und die Haltung sind der Schlüssel, bei jedem Menschen. Alles andere kann ich lernen, wenn ich es jedoch nicht annehme und zu meiner Haltung mache, werde ich nicht glaubwürdig genug sein.